Auf der Suche nach entfleuchtem Gas 

Jedes Jahr sucht die Regio Energie Solothurn rund 250 Kilometer des Gasnetzes ab, um frühzeitig Schäden aufzuspüren. Wie genau geht das vonstatten? Und wieso braucht es das?

energie 2/2025

Sobald im Frühling die Temperaturen höher sind und die Sonne stärker wird, sind im ganzen Gas-Versorgungsgebiet der Regio Energie Solothurn Mitarbeitende unterwegs. Ihre Aufgabe: Lecks an Gasleitungen ausfindig zu machen. Im Normalfall beginnen diese Arbeiten im März und dauern bis in den September. Davor und danach sei das Wetter nicht gut genug, erklärt Harald Nordmann, Leiter Netz-Services Gas + Wasser der Regio Energie Solothurn: «Ist der Boden gefroren oder feucht, tritt das Gas nicht bis an die Oberfläche, und die Lecks können nicht sauber erfasst werden.»

Kontrolle mit dem Gas-Teppich 

Grund für die Kontrolle des Gasnetzes ist einerseits die Sicherheit. Diese steht in der Gasbranche an oberster Stelle. Verluste schmälern zudem die Effizienz. Ein Gasverlust kann über eine längere Dauer hinweg grössere finanzielle Auswirkungen haben, die vermieden werden sollen.

So schreiten die Mitarbeitenden der Regio Energie Solothurn periodisch das Gasnetz in den 22 Versorgungsgemeinden ab. Zum Einsatz kommt dabei der sogenannte «Teppich»: ein hochsensibler Fühler, der den Gasleitungen entlang geführt wird und austretendes Gas im Millionstelbereich misst. «Hierfür sind jeweils zwei unserer Mitarbeitenden unterwegs», erläutert Nordmann. «Einer schreitet die Leitung ab und kontrolliert die Messwerte auf einem Bildschirm, der andere sekundiert ihn zu dessen Sicherheit im Strassenverkehr oder bei Baustellen.» Gemessen wird auch in Gärten und bis an die Aussenwand von Liegenschaften, ab dort ist dann die jeweilige Eigentümerschaft verantwortlich.

Jedes Jahr werden rund 250 Kilometer des Gasnetzes überprüft, gegen 10 Kilometer täglich. «Die Solothurner Innenstadt kontrollieren wir jedes Jahr, die anderen Gemeinden in der Regel alle zwei Jahre», berichtet Harald Nordmann weiter. In den nächsten Monaten sind die Gemeinden Oberdorf und Langendorf an der Reihe. Manchmal kommt es bei den Kontrollen zu Verzögerungen; etwa, wenn das Wetter nicht mitspielt und Messungen beeinträchtigt oder wenn die Mitarbeitenden für dringendere Arbeiten benötigt werden.

«In gefrorenem oder feuchtem  Boden können wir Gaslecks  nicht gut lokalisieren.»
Harald Nordmann

Keine öffentlichen Publikationen mehr 

Mitunter deshalb ist man bei der Regio Energie Solothurn auch davon abgekommen, diese Kontrollen öffentlich anzukündigen. Früher wurden die geplanten Termine beispielsweise im amtlichen Anzeiger publiziert. Wenn der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte, sorgte das für Unsicherheit und Rückfragen. Ausserdem wäre der Aufwand, alle Betroffenen zu informieren, im Verhältnis zur Kontrolle selbst unverhältnismässig. In der Regel sind kleinste Risse oder Schäden in den Stahl-, Eisen- oder – wenn sie neuer sind – Polyethylen-Leitungen Grund für entsprechende Feststellungen. Wird ein Schaden registriert, wird dieser protokolliert und je nach Austrittsmenge und Entfernung zum nächsten Haus klassifiziert. «Ist der Schaden nahe am Haus, wird er sofort repariert», erklärt Nordmann. Oft braucht es auch Nachmessungen oder Sondierungen, um dem genauen Ort des Schadens auf die Spur zu kommen und die Schadstelle zu beheben.

Text: Fabian Gressly
Fotos: Michel Lüthi,
BILDERWERFT.CH