Drei Wohneinheiten, zwei PV-Anlagen, eine Abrechnung

Erika Bader und Herbert Schluep haben das «Höfli» in Lüsslingen-Nennigkofen von einem Bauernhof in eine moderne Wohnanlage verwandelt – mit drei Wohneinheiten und zwei PV-Anlagen.

Das Höfli sieht immer noch aus wie ein stattlicher Solothurner Bauernhof: das Bauernhaus mit der grossen angebauten Scheune, das Stöckli, der Speicher und eine Remise. Jahrelang war hier eine Tierpension untergebracht und Teile davon nutzten Herbert Schluep und Erika Bader für ihren Ackerbaubetrieb. Doch seit sie die Landwirtschaft einem Neffen übergeben haben, der mit modernerer Infrastruktur arbeitet, hat das Höfli in seiner alten Form seine Funktion verloren. Die beiden haben den Gebäudekomplex deshalb zu einer Wohnanlage mit drei Wohneinheiten und einem Atelier um- und ausgebaut.

Ein Haus in der Scheune

Herbert Schluep und Erika Bader haben Erfahrung mit solchen Projekten. Schon das Bauernhaus im Dorf, in dem sie ihre eigene Wohnung haben, ist so umgebaut worden. Allerdings ging das in der Landwirtschaftszone nicht so einfach. Vonaussen sollte nichts sichtbar sein. Sie haben deshalb eine Maisonette-Wohnung wie ein eigenes Holzhaus in die Scheue hineingestellt, ein Haus im Haus. Da hätte auch noch eine weitere Wohneinheit Platz gefunden. Das war rechtlich nicht möglich. Es gibt zudem ein «Stöckli», welches von der Tochter mit Familie im Eigentum bewohnt wird.

Während nun aussen alles wie ein Bauernhof aussieht, ist das Höfli ein modernes Mehrfamilienhaus mit einer grossen PV-Anlage und einem ZEV, einem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch. Dieser macht den selbst produzierten Solarstrom allen Bewohnerinnen und Bewohnern zugänglich. Auf der Scheune und der Remise haben Herbert Schluep und Erika Bader zwei grosse PV-Anlagen installiert. Sie liefern den Strom für eine grosse Wärmepumpe, die alle Wohneinheiten beheizt und das warme Wasser erzeugt. Als «Zwischenlager » dient ein 2000 Liter fassender Boiler. Zudem gibt es in jedem der drei Haushalte mittlerweile Elektroautos, die auch tagsüber oft zu Hause stehen. Auf diese Weise verbrauchen die drei Haushalte und das hin und wieder als Bed & Breakfast vermietete Studio praktisch den ganzen Strom vom Dach selber.

Das Höfli ist der Stromkunde

 Autark ist das Höfli damit aber nicht. Jede Partei braucht auch Strom vom Netz, und die Überproduktion der Anlage wird ins Stromnetz eingespiesen. Deshalb haben Herbert Schluep und Erika Bader für die ganze Liegenschaft zusammen mit der Regio Energie Solothurn einen so genannten Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) organisiert. Gegenüber dem Stromlieferanten tritt das Höfli als ein einziger Stromkunde auf, der sowohl Strom bezieht wie auch einspeist. Den Strom von den beiden Solardächern erhalten die drei Parteien zu 80 Prozent des Preises des externernen Strompreises. 

Das ist Anreiz, den Verbrauch so zu organisieren, dass viel eigener und wenig Netzstrom verbraucht wird. Die Abrechnung machen Herbert Schlueps Schwiegersohn und seine Tochter, die mit ihren Kindern im früheren Stöckli wohnen. Auf Wunsch übernimmt die Regio Energie Solothurn die Abrechnung für ihre ZEV-Kundinnen und Kunden. In dieses System lassen sich auch Wärme- und Wasserbezug integrieren, wie das auch im ZEV auf dem Höfli gemacht wird.

So erhalten alle drei Parteien eine genaue Abrechnung und sehen, wie viel Strom sie aus der PV-Anlage und wie viel aus dem Netz bezogen haben. Weil mit Heizung, Warmwassererzeuger und Autos viele Verbraucher im System sind, die nicht zeitabhängig Strom brauchen, erreicht das Höfli auch ohne Batterie einen hohen Eigenverbrauch. Denn nicht nur die Autos dienen als Pufferbatterie, sondern auch der Heisswassertank. Sie können jederzeit die Stromproduktion aus der PV-Anlage aufnehmen und später verfügbar machen. So ist das Höfli vom Bauernhof und Tierpension zum ökologischen Bijou für drei junge Familien geworden.

Weitere Informationen zum ZEV-Angebot der Regio Energie Solothurn: ZEV


Text: Andreas Schwander
Fotos: Michel Lüthi, bilderwerft.ch