Ein kleines Grundstück – 

ideal für ein Minihaus

Hilde und Markus Dreyer bauen gemeinsam mit Johannes Iff und Philip Aeschbacher auf dem Fundament einer ehemaligen Gasdruckreduzierstation ein modernes Kleinwohnhaus.

Das Grundstück ist winzig – nur 150 Quadratmeter. Was macht man mit so einer «Briefmarke», wenn das daraufstehende Häuschen mit der Gasdruckreduzierstation nicht mehr gebraucht wird? Ein Parkplatz wäre wohl die naheliegendste Idee. Doch genau das wollte Hilde Dreyer nicht. Das Grundstück liegt genau neben dem Elternhaus ihres Mannes, und als die Regio Energie Solothurn das Gas-Häuschen nicht mehr brauchte, bot sie das Grundstück den Anstössern an. Die Dreyers griffen zu – ohne zu wissen, was sie damit anstellen sollten.

Ein Wohntürmchen

Hilde Dreyer hatte sich schon immer für Tiny Houses und die dahinter liegende Philosophie interessiert. Das «Tiny-Grundstück» gab ihr die Möglichkeit, das Interesse in die Praxis umzusetzen. Allerdings gehen die meisten standardisierten Minihäuser auf einem Niveau in die Breite, während die Dreyers einen Wohnturm brauchten. Mit Johannes Iff fanden sie einen Architekten, der ihnen den Turm zusammen mit dem Schreiner und Holzbauer Philip Aeschbacher bauen wollte.

Das Haus wird aus zwei Vollgeschossen gebaut und erhält ein Satteldach mit einem Schlafzimmer unter den Dachschrägen. Die drei Elemente werden in der Werkstätte von Philip Aeschbacher mit allen Installationen vormontiert und auf der Baustelle mit einem Kran aufeinandergestapelt. Diese Modulbauweise hat viele Vorteile. Die einzelnen Komponenten sind während des Baus nicht dem Wetter ausgesetzt und werden geschützt und präzise montiert. Auch die In-Dach-Solaranlage, die gleichzeitig als Dacheindeckung dient, kann am Boden installiert und verkabelt werden – ohne dass jemand auf dem Dach herumturnen muss und ohne dass ein teures Gerüst nötig wird.

Minimalistisch, aber nicht spartanisch

Das Haus in Bellach bietet rund 38 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt auf drei Etagen. Damit es nicht eng wird, muss jeder Winkel genutzt werden. Viele Tiny-Häuser sind noch deutlich kleiner, vor allem jene, die auf ein Anhängerchassis aufgebaut werden und transportierbar sind. Doch Hilde Dreyer und Johannes Iff legen Wert auf getrennte Nutzungsräume. Die Bewohner sollen nicht jeden Abend erst den Esstisch zur Seite räumen müssen, wenn sie zu Bett gehen wollen. Das Parterre besteht aus einer Wohnküche. Die Küchenkombination verkriecht sich unter die Treppe, in die Treppenstufen sind Schubladen und Regale eingebaut. 

Das Wohnzimmer liegt im zweiten Stock und das Schlafzimmer unter dem Dach. Konstruiert wird das Haus als Holzständerbau, eine Bauform, die es in der Schweiz seit Hunderten von Jahren gibt. Erstaunlicherweise eignet sie sich sehr gut für modernen Modulbau. Eingepackt in eine dicke Schicht Isolationsmaterial aus Holzwolle, besitzt das kleine Haus einen extrem vorteilhaften ökologischen Fussabdruck.

Tiny-SOclever-Haus

Thomas Gesierich ist Leiter für den Bereich Liegenschaftskunden bei der Regio Energie Solothurn. Als Mitglied der Geschäftsleitung ist für ihn das Tiny House in Bellach eine ideale Gelegenheit, um das Konzept des SOclever-Hauses bei einem extrem kleinen Haus anzuwenden. Die Regio Energie Solothurn liefert und installiert die Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallationen und kümmert sich über ihre Tochterfirma Genos Energie AG um die Photovoltaikanlage.

Diese besteht aus 16 Paneelen mit maximal 5,28 kWp Leistung. Ein Anschluss für ein Elektroauto gehört ebenfalls zum kleinen SOclever-Haus, und auch Wärme ist Teil des Rundum-sorglos-Pakets der Regio Energie Solothurn. Denn selbst bei einem so kleinen Objekt ist eine Contractinglösung möglich. Das Tiny House wird mit einem automatischen Pelletofen beheizt, und ein Wärmepumpenboiler liefert das Brauchwarmwasser. Die Pellets müssen die Bewohner zwar selbst ab und zu in den Ofen schütten, doch ein Mitarbeiter von Thomas Gesierich stellt regelmässig neue Säcke mit Pellets in einen dafür vorgesehenen Vorratsschrank.

Verdichtetes und nachhaltiges Bauen

Mit dem Bau des kleinen Wohnwunders wurde im Mai begonnen, und im Sommer soll es bezugsbereit sein. Für Johannes Iff und Philip Aeschbacher ist das Häuschen ein Prototyp, dessen Module auch für andere Anwendungen beliebig aufeinandergestapelt werden können. Mit dem Tiny House wollen die beiden Lösungen aufzeigen, welche den Grundsätzen des verdichteten und nachhaltigen Bauens und der Energiestrategie 2050 entsprechen. Hierfür haben sie die Firma minim2 GmbH gegründet. Die Regio Energie Solothurn unterstützt das Projekt mit einem Sponsoringbeitrag und im Bereich der Gebäudetechnik mit dem SOclever-Konzept. So wird es künftig noch weitere Minihäuser geben, wo immer ein kleiner Fleck Boden zur Verfügung steht. Das können Clublokale sein, Büros oder Ausbildungsräumlichkeiten. Denn fast immer gibt es für den knappen Boden eine bessere Lösung als noch einen weiteren Parkplatz.

Ganzheitliche Lösungen mit dem SOclever-Haus

Produzieren, Speichern, Nutzen und Überwachen: Das ist das Prinzip des modulartig aufgebauten SOclever-Hauses der Regio Energie Solothurn. Mit Sonnenenergie wird erneuerbarer Strom produziert. Die Energie wird mit verschiedenen Komponenten gespeichert oder genutzt, zum Beispiel zum Betreiben einer E-Ladestation. Erneuerbare Heizsysteme sind ebenfalls Teil des SOclever-Hauses. Mit einer intelligenten Steuerung wird der Energieverbrauch optimiert. Die Regio Energie Solothurn unterstützt ihre Kundinnen und Kunden bei der Entwicklung einer ganzheitlichen Lösung. Weitere Informationen zum SOclever-Haus finden Sie unter:
regioenergie.ch/soclever-haus
minim2.ch
aeschbacher-produktionen.ch
iffarch.ch

Text: Andreas Schwander
Bilder: Michel Lüthi/bilderwerft.ch

Animationen: Johannes Iff, iff architektur gmbh