Holzenergie macht Schule

Mit dem neuen Schulhaus entstand in Lohn-Ammannsegg ein  Nahwärmeverbund mit einer Holzschnitzelheizung. Diese heizt  nun einige gemeindeeigene Liegenschaften. Bei Bedarf kann  das Versorgungsgebiet auf weitere Quartiere erweitert werden.


Am Anfang stand, wie so oft, ein Neubauprojekt der Gemeinde: Ein neues Schulhaus sollte entstehen für 15,4 Millionen Franken. Das neue Gebäude umfasst Turnhalle, Kulturraum, Kindergärten sowie vier Schulzimmer und Nebenräume. Und auch: eine neue Heizung. Für diese sahen die Verantwortlichen der Gemeinde ursprünglich eine Wärmepumpe vor. Doch die Bürgergemeinden Lohn und Ammannsegg hatten eine andere Vorstellung: Sie beantragten stattdessen, auf eine Holzheizung zu setzen. «Schon früher war die Rede davon, dass mehr Holz genutzt werden sollte», blickt die Gemeindepräsidentin Jsabelle Scheidegger-Blunschy zurück. Somit war der erste Grundsatzentscheid in Richtung Nahwärmeverbundlösung gemacht.

Ein Projekt wächst über sich hinaus

Die Verantwortlichen gingen also nochmals über die Bücher – und die Idee der Holzheizung wurde weitergedacht. «Wenn wir schon etwas in diesem Bereich machten, wollten wir alle Gemeindeliegenschaften in die Betrachtung einbeziehen», so Jsabelle Scheidegger-Blunschy weiter. Auch für diese Gebäude zeichnete sich ab, dass früher oder später eine Umstellung unumgänglich sein würde. Schon länger war die Stossrichtung in der Gemeinde, kein Heizöl mehr zu nutzen, eingeschlagen worden, und im Fokus des Energie- und Klimaleitbilds steht die Nutzung erneuerbarer Energien. Doch mit den Dimensionen, die das Geschäft nun annahm, musste ein neuer Weg her. Das Projekt wurde öffentlich ausgeschrieben. Dabei ging die Regio Energie Solothurn als Gewinnerin hervor

Zwei Baustellen, ein Ziel:  nachhaltige Wärme 

Seit Oktober befindet sich die neue Wärmezentrale im Keller des Mehrzweckgebäudes «Orca» neben dem neuen Schulhaus Rochen in Betrieb. Sie verfügt über eine Wärmeleistung von 600 kW und versorgt neben dem Schulhaus weitere gemeindeeigene Liegenschaften in unmittelbarer Umgebung –  weitere Schulhäuser, das Gemeindehaus inklusive Feuerwehrmagazin –, aber auch einige private Liegenschaften. Die Bauarbeiten für die Heizzentrale gestalteten sich alles andere als einfach. «Die später ins Projekt aufgenommene Heizlösung und den bereits verabschiedeten Schulhausbau zu koordinieren, war eine grössere Herausforderung dieses Projekts», blickt Daniel Christen, Projektleiter Wasser und Fernwärme bei der  Regio Energie Solothurn, zurück. So befand sich die Zufahrt zur SchulhausBaustelle etwa dort, wo künftig der Raum für die Heizzentrale entstehen sollte. «Also musste man zeitlich in der Abfolge schauen, wie das aufgeht», so Jsabelle Scheidegger-Blunschy. Ausserdem musste über Schnittstellen, Kostenübernahmen oder auch Zuständigkeiten diskutiert werden. Doch dank der guten Zusammenarbeit, dem unermüdlichen Einsatz der hervorragenden Bauherrenvertretung sowie der beteiligten Unternehmen konnte schliesslich eine gute Lösung ausgearbeitet werden, die alle Anforderungen erfüllte.

In die Zukunft gedacht

«Wenn man sich an ein Verbundprojekt dieser Art wagt, sollten 70 Prozent der potenziellen Anschlüsse gesichert sein»,  äussert sich Daniel Christen zu grundsätzlichen Überlegungen, ob eine Nahwärmeverbundlösung sinnvoll ist. In Lohn-Ammannsegg ist dies mit den aktuell angeschlossenen Liegenschaften gegeben. Mit der jetzigen Anlage besteht zudem die Möglichkeit, den aktuellen Versorgungsperimeter auf weitere Gebiete zu erweitern. Hierfür wurde die jetzige Heizzentrale so konzipiert, dass ihre Leistung ausgebaut werden könnte, berichtet Daniel Christen. Ins Auge gefasst hat man  für eine Erweiterung Gebiete westlich, nordöstlich und südwestlich des zurzeit versorgten Gebiets. «Sobald genügend Kundinnen und Kunden beabsichtigen, sich dem Verbund anzuschliessen, wird die entsprechende Wärmeleitung realisiert», sagt der Projektleiter. Oft sind es individuelle Beratungen mit kantonal anerkannten Energieberatern, die zu einem entsprechenden Entscheid führen.

Alles aus einer Hand

Die Regio Energie Solothurn finanzierte, plante und erstellte die Anlage nicht nur, sondern auch Amortisation, Abschreibungen, Reinvestitionen sowie das gesamte Betriebsrisiko liegen über die nächsten 30 Jahre bei ihr. Der Kunde resp. die Kundin – in dem Fall die Gemeinde – hat nichts mit der Anlage zu tun. Sogar die Holzschnitzellieferung findet unter Berücksichtigung des Schulbetriebs direkt in Absprache mit der Regio Energie Solothurn statt. Sie und die Forstbetriebs AG Wasseramt, zu der die Bürgergemeinden Lohn und Ammannsegg gehören, haben einen entsprechenden Liefervertrag abgeschlossen. «Die Kundinnen und Kunden erhalten 30 Jahre lang Wärme und müssen sich nicht um die Wärmeerzeugung und deren Lieferung kümmern», bringt es Daniel Christen auf den Punkt.

TEXT: Fabian Gressly
FOTOS: Michel Lüthi, bilderwerft.ch