Mit Biogas unterwegs

Erdgas und Biogas als Treibstoff sind sinnvolle Alternativen zu Benzin und Diesel. Seit dem 1. Juli 2020 ist das Fahrvergnügen mit Gasantrieb noch ökologischer. Die Regio Energie Solothurn hat den Biogasanteil im Treibstoff auf 20 Prozent erhöht.

Wir fahren mit dem Auto zur Arbeit, unternehmen motorisiert einen  Wochenendausflug und fliegen mit dem Flugzeug in die Ferien. Gemäss  Zahlen des Bundesamts für Statistik ging 2018 über ein Drittel der in  der Schweiz verbrauchten Endenergie auf das Konto des Verkehrs. 94  Prozent dieser Energie stammen aus Erdölprodukten wie Benzin, Diesel und  Flugtreibstoffen. Entsprechend hoch ist auch der CO2-Ausstoss des  Verkehrs. Um diesen im Rahmen der Umsetzung der Energiestrategie 2050 zu  reduzieren, sind alternative Antriebsarten notwendig. Erdgas und Biogas  bieten als Treibstoff viele ökologische Vorteile. Ein Erdgasmotor  stösst nicht nur 25 Prozent weniger CO2 aus als andere  Verbrennungsmotoren, sondern emittiert auch viel weniger Schadstoffe wie  etwa Feinstaub oder Stickoxide. Zudem werden praktisch keine  Russpartikel ausgestossen. Mit Biogas fährt man sogar nahezu  CO2-neutral. Schritt für Schritt will die Gasbranche den Treibstoff nun  erneuerbar machen. Deshalb haben die Mitglieder des Verbands der  Schweizerischen Gasindustrie, darunter auch die Regio Energie Solothurn,  sich verpflichtet, diesem künftig mindestens 20 Prozent erneuerbare  Gase beizumischen. Vorher lag dieser Anteil bei 10 Prozent.

Ein Drittel erneuerbare Gase bis 2030

Nicht nur beim Treibstoff, auch beim Heizen mit Gas engagiert sich die Branche für mehr erneuerbare Energie. So hat sie sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Gase bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern. Bereits heute können die Kunden der Regio Energie Solothurn Biogas zum Heizen, Kochen und als Prozessenergie beziehen. «Gemeinsam mit verschiedenen Partnern arbeiten wir an Projekten, um die Biogasproduktion in der Region auszubauen», sagt Thomas Schellenberg, Leiter Energie bei der Regio Energie Solothurn. Das CO2-neutrale Gas stammt aus organischen Abfallstoffen wie Grüngut oder Klärschlamm; der wichtigste Lieferant der Regio Energie Solothurn ist die Kläranlage des Zweckverbunds Abwasserregion Solothurn-Emme (ZASE). Dort wird das Abwasser aus Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten von 39 Gemeinden gereinigt und das dabei entstehende Biogas aufbereitet.

Damit Grüngut nicht im Kehricht landet

Eine weitere Biogasquelle der Energiedienstleisterin ist die Kompogas Utzenstorf AG. In deren Anlagen wird Grüngut wie Garten- und Küchenabfälle zu Biogas vergärt. Da die Papierfabrik Utzenstorf, eine nahegelegene grosse Gaskundin, per Januar 2018 ihren Betrieb eingestellt hat, kann das Biogas zurzeit aus technischen Gründen nicht ins Gasnetz eingespeist werden. Es wird in Ökostrom und Wärme umgewandelt. «Wir arbeiten jedoch an einer Lösung, damit wir das Biogas wieder in unser Gasnetz einspeisen können», sagt Thomas Schellenberg. In diesem Bereich sieht er grosses Potenzial, da in vielen Gemeinden noch keine Grüngutabfuhr besteht. So landen nach wie vor Unmengen an Küchenabfällen im Kehricht, oder das bei der Vergärung auf dem Komposthaufen entstehende Gas verpufft in der Atmosphäre. Die Einführung eines solchen Angebots sei zudem eine wirkungsvolle Massnahme im Hinblick auf die Umsetzung der Energiestrategie. Denn der Bund fordert von den Gemeinden, dass diese eine Vorbildfunktion wahrnehmen.

Strom als Gas speichern

Erneuerbares Gas kann auch synthetisch hergestellt werden. Im Hybridwerk auf dem Areal Aarmatt in Zuchwil erzeugt die Regio Energie Solothurn mit einem Elektrolyseur aus erneuerbarem Strom Wasserstoff, der anschliessend dosiert ins Gasnetz eingespeist wird. Mit Hilfe der sogenannten Power-to-Gas-Technologie kann ungenutzter Sonnen- und Windstrom saisonal gespeichert werden. Die für die künftige Energieversorgung wichtige Verbindung der verschiedenen Energienetze – auch Sektorkopplung oder Netzkonvergenz genannt – wird möglich.

«Die Technologie kann jedoch nur rentabel eingesetzt werden, wenn die  politischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden», sagt Thomas  Schellenberg. Auch Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen wie Blockheizkraftwerke  sollten stärker gefördert werden. Diese produzieren aus Gas wieder  Strom, und die Abwärme kann zum Heizen genutzt werden. «Die Energiewende  gelingt nur mit einem breiten Mix der verschiedenen Energieträger»,  sagt der Leiter Energie. «Dieser Grundsatz gilt für die Stromversorgung  wie für die Mobilität.»

Text: Barbara Graber
Bilder: Bilderwerft media, Michel Lüthi