Ein Puzzleteil der Energiezukunft

Mit der Einführung von Smart Metern wird ein weiterer Teil der Energiestrategie
des Bundes umgesetzt. Ab 2022 kommt auch in der Stadt Solothurn ein intelligentes
Messsystem zum Einsatz.

Die meisten Kundinnen und Kunden der Regio Energie Solothurn kennen es. Einmal pro Jahr kommt eine Zählerableserin oder ein Zählerableser vorbei, um den Energie- oder Wasserverbrauch abzulesen. Dies wird sich nun schrittweise ändern. Mit der Annahme des revidierten Energiegesetzes stimmte das Stimmvolk 2017 der Einführung von Smart Metern zu. Die Eigentümer der Stromnetze sind verpflichtet, bis 2027 mindestens 80 Prozent der Stromzähler über ein intelligentes Messsystem abzulesen.

Alle 15 Minuten speichern

Im Gegensatz zu konventionellen Zählern speichert der Smart Meter den Stromverbrauch alle 15 Minuten ab. Reiht man die 15-Minuten-Werte aneinander, spricht man von einem Lastgang. Dieser wird dem Energieversorger verschlüsselt gesendet. Smart-Metering-Lösungen bieten viele Vorteile. Die Kunden können ihren Stromverbrauch detailliert einsehen, Möglichkeiten zum Energiesparen erkennen und die Stromrechnung leichter nachvollziehen. Die Energieversorger können die Netzauslastung besser planen. Ausserdem automatisieren Smart Meter den Verrechnungsprozess. Dies wird mit der vollen Öffnung des Strommarkts besonders wichtig, denn in einem offenen Markt muss der Stromnetzbetreiber die Verbrauchsdaten seiner Netzkunden an Energielieferanten weitergeben.

Ausbaubares System

In der Stadt Solothurn gibt es 16 000 Stromzähler. Weshalb hat die Regio Energie Solothurn diese nicht schon längst umgerüstet? «Man kann nicht einfach eine App runterladen, und der Smart Meter ist installiert», sagt Daniel Gangi, Leiter MSR bei der Regio Energie Solothurn und Projektverantwortlicher. «Die gesamte Mess- und Kommunikationsinfrastruktur muss angepasst werden.» Hinzu kommt, dass die Regio Energie Solothurn ihre Kundinnen und Kunden nicht nur mit Strom, sondern auch mit Gas, Fernwärme und Wasser beliefert. «Als Querverbundunternehmen benötigen wir eine Lösung, die mit den Zählern der anderen Sparten gekoppelt werden kann», erklärt Daniel Gangi. Ausserdem müsse das Smart-Metering-System ausbaubar sein und künftig den Technologiemix im Smart-Home-Bereich wie beispielsweise die Anbindung von E-Ladestationen oder PV-Anlagen sicherstellen und damit erweitert werden können.

Strenger Datenschutz

Eine passende Lösung für alle Bedürfnisse zu finden, nahm deshalb gewisse Zeit in Anspruch. Vor allem wurde die Umsetzung jedoch durch die gesetzliche Lage verzögert. «Vieles war lange nicht eindeutig geregelt, die gesetzlichen Anforderungen an Smart-Metering-Systeme wurden immer wieder verändert», so Daniel Gangi. Diese müssen strenge Datenschutzvorschriften erfüllen und von einer unabhängigen Stelle zertifiziert werden. Damit keine Rückschlüsse auf die Tagesabläufe einzelner Personen gezogen werden können, werden die Daten nur einmal täglich an den Energieversorger gesendet und pseudonymisiert weiterverarbeitet. Aufgrund der Verzögerungen vonseiten des Gesetzgebers hat die Regio Energie Solothurn wie viele andere Energieversorger noch zugewartet mit der Umsetzung. Nun geht es jedoch los: Im Herbst dieses Jahres werden Pilottests an 100 Objekten in der Stadt Solothurn durchgeführt. Die Umrüstung startet ab 2022 und wird mehrere Jahre dauern. Der offene Aufbau des Systems würde auch eine Anwendung in den Gemeinden Langendorf und Leuzigen erlauben, die ebenfalls von der Regio Energie Solothurn mit Strom versorgt werden. Lüterkofen-Ichertswil hat bereits Smart Meter eingeführt.

Vom Smart Meter zum Smart Grid

«Smart Meter sind ein wichtiges Puzzleteil in der Umsetzung der Energiestrategie», erklärt Daniel Gangi. Zu deren Zielen gehört nebst mehr Energieeffizienz unter anderem auch der Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit zunehmender Anzahl dezentraler Stromerzeuger wie PV-Anlagen werden hohe Anforderungen an die Schweizer Stromnetze gestellt. Teil der Lösung sind Smart Grids – intelligente Netze –, mit denen sich Energieerzeugung und Stromverbrauch dynamisch regeln lassen. Die Voraussetzung hierfür sind intelligente Zähler, die mit dem Stromnetz kommunizieren können. «Mit unserem System werden wir für die Anforderungen eines Smart Grid gewappnet sein.»

Die Smart-Metering-Komponenten

Ein intelligentes Messsystem setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen (siehe Grafik). Der Stromverbrauch wird von digitalen Zählern gemessen. An diese können Gas-, Wasser- und Fernwärmezähler wie auch Smart-Home-Elemente angebunden werden. Die Verbrauchsdaten werden von den Stromzählern über das Glasfasernetz oder über Mobilfunk weitergeleitet. Eine Kommunikationssoftware (Head-End-System) bindet die Zähler an die Zentrale (Metering Data Management) an, wo die Daten gespeichert und verarbeitet werden. Bevor sie an den Energieversorger weitergeleitet werden, verschlüsselt das Key Management System die Zählerdaten. Eine Überwachsungssoftware überprüft, ob das Smart-Metering-System korrekt funktioniert.

Text: Barbara Graber
Bilder: Michel Lüthi/bilderwerft.ch