Vom Abfall zum Rohstoff

Um nicht verwertbaren Abfall zu vermeiden, bewirtschaftet die Energiestadt Solothurn mehrere geschlossene Entsorgungskreisläufe.

Über 9000 Tonnen Abfall wurden im Jahr 2020 von der Stadt Solothurn beseitigt. Kehricht, Grüngut, Sperrgut, Papier und Karton werden jeweils von der Abfuhr mitgenommen. Der Rest kann im Werkhof beim Baseltor abgegeben werden. «Viele Solothurnerinnen und Solothurner wissen gar nicht, dass wir dort eine bediente Sammelstelle anbieten», sagt Werkhof-Chef Patrick Schärer. Dennoch wird das Angebot rege genutzt. Besonders nach Feiertagen mit schlechtem Wetter herrscht viel Betrieb: «Dann haben die Leute jeweils Zeit zum Ausmisten.»

Sammelsäcke für Kunststoff

Seit Patrick Schärers erstem Arbeitstag vor elf Jahren hat sich das Recyclingverhalten der Solothurner verändert. «Früher landete noch viel mehr Recycling-Gut im Kehricht». Nebst Altglas, Elektroschrott und anderen Sonderabfällen können im Werkhof Haushaltskunststoff-Abfälle wie Flaschen, Joghurtbecher oder Lebensmittelverpackungen in separaten, gebührenpflichtigen Sammelsäcken entsorgt werden. Diese sind beliebt: Die Menge des abgegebenen Haushaltskunststoffs ist seit der Einführung der Säcke 2015 von 7 auf 23 Tonnen angestiegen.

Aus Kehricht wird Wärme

Damit möglichst viele Rohstoffe wiederverwertet werden können, bewirtschaftet die Energiestadt Solothurn mehrere geschlossene Abfallkreisläufe, die teilweise der Versorgung der Bevölkerung mit erneuerbarer Energie dienen. Die Siedlungs- und Produktionsabfälle werden zur Kehrichtverwertungsanlage in Zuchwil transportiert. Die beim Verbrennungsprozess entstehende Wärme wird als Fernwärme zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung genutzt. Grüngut und Küchenabfälle werden in Solothurn von der Gast AG gesammelt und in der Kompogas-Anlage Utzenstorf vergärt. Das daraus gewonnene
Biogas kann ins Gasnetz der Regio Energie Solothurn eingespeist oder zu Ökostrom umgewandelt werden. Zudem entsteht Gärgut, das in der Landwirtschaft als Dünger zur Anwendung kommt. Ein weiterer wichtiger Teil der Entsorgung ist die Abwasserwirtschaft.
Der Zweckverband der Abwasserregion Solothurn-Emme in Zuchwil reinigt das Abwasser und führt es in den Wasserkreislauf zurück. Aus dem dabei entstehenden Klärschlamm wird ebenfalls Biogas gewonnen.

Serie: Energiestadt Solothurn

Seit 2004 engagiert sich die Stadt Solothurn als Energiestadt für eine effiziente Energienutzung, den Klimaschutz, erneuerbare Energien und eine umweltverträgliche Mobilität. Der Wirkungsbereich von Energiestädten wird in sieben Bereiche eingeteilt. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr über die Aktivitäten der Energiestadt Solothurn im Bereich «Versorgung und Entsorgung».

Vermeiden statt Beseitigen

In der Stadt Solothurn fallen pro Kopf und Jahr etwa 46 Kilogramm Altpapier und Karton an. In einem chemischen Aufschlussverfahren gewinnt die Model AG daraus Sekundärfasern, die zur Produktion von Wellkarton eingesetzt und so bis zu sieben Mal wiederverwertet werden können. Auch Separat- und Sonderabfälle werden je nach Material in speziellen Verfahren zu rezyklierten Rohstoffen aufbereitet (siehe Darstellung im Kasten). Zusätzlich zur Sammelstelle im Werkhof bietet die Stadt Solothurn elf unbediente Sammelstellen für Glas, Alu/ Blech und Altkleider an. Nebst dem Verwerten und Beseitigen ist das Vermeiden und Verringern von Abfällen ein wichtiger Teil der Abfallwirtschaft. «Wir alle können im Alltag dazu beitragen, dass weniger Rohstoffe verbraucht werden», sagt Gabriela Barman Krämer, Chefin Stadtplanung/Umwelt und Energiestadtkoordinatorin. Deshalb will die Energiestadt Solothurn die Bevölkerung beispielsweise sensibilisieren, beim Einkaufen auf Produkte mit wenig oder gar keiner Verpackung zu achten. Wichtig sei auch das Thema Food Waste. «Jährlich landen in der Schweiz pro Kopf 109 Kilogramm Lebensmittel im Mülleimer, obwohl sie noch geniessbar wären». Ökologisches, ressourcenschonendes Handeln beginnt somit bereits vor der Produktion des Abfalls.

Erfahren Sie, wie der Werkhof für Sauberkeit sorgt.


Text: Barbara Graber
Fotos: Michel Lüthi, bilderwerft.ch